Kann man Geld zurückverlangen, wenn es um illegales Online-Glücksspiel geht? Darüber haben wir mit Benjamin Malaiev und Cristobal Svoboda gesprochen.
Wie kam es zur Gründung von MSFIN, und was war der Auslöser für die Spezialisierung auf illegales Online-Glücksspiel?
Cristobal Svoboda war bereits seit Längerem im Esports- und Gaming-Bereich tätig, hat unter anderem Wave Esports mitgegründet, als Geschäftsführer aufgebaut und später seine Anteile verkauft. Danach war er in verschiedenen Projekten mit deutschen Gaming-Influencern aktiv. Benjamin Malaiev war zuvor für eine auf Glücksspiel spezialisierte Anwaltskanzlei tätig, wo er nicht nur die gängigen Abläufe zur Umsetzung von Rückforderungen erlernte, sondern auch Marketingkanäle aufbaute und optimierte – was zu einer erheblichen Steigerung der Kundenzahl führte. Da wir langjährige Freunde sind und uns fachlich sehr gut ergänzen, haben wir beschlossen, unsere Kompetenzen zu bündeln und gemeinsam ein eigenes Unternehmen zu gründen.
Wie funktioniert der Prozess der Rückforderung für Betroffene konkret – von der ersten Kontaktaufnahme bis zur Auszahlung?
Der Prozess beginnt mit einer kostenlosen Anspruchsprüfung auf unserer Website. Wenn ein Rückforderungsanspruch besteht, übernimmt MSFIN den kompletten Fall: von der rechtlichen Durchsetzung über spezialisierte Partnerkanzleien bis hin zur Auszahlung. Betroffene müssen in der Regel nicht vor Gericht erscheinen oder Dokumente zusammentragen. Im Erfolgsfall erhalten sie die Rückzahlung – abzüglich einer Provision. Ohne Erfolg fallen keine Kosten an.
Welche rechtlichen Grundlagen ermöglichen es österreichischen Spieler:innen, Verluste bei ausländischen Online-Casinos zurückzufordern? Und geht das in Deutschland auch?
Das österreichische Glücksspielgesetz (GSpG) sieht ein staatliches Monopol für Online-Glücksspiel vor. Nur win2day (Casinos Austria) verfügt über eine gültige Lizenz. Anbieter mit Lizenzen aus Malta, Curacao oder Gibraltar sind in Österreich nicht zulässig. Verluste, die bei diesen Anbietern entstanden sind, gelten daher in vielen Fällen nicht als rechtlich wirksam – was eine Rückforderung ermöglicht.
In Deutschland ist die Lage komplexer. Seit dem Glücksspielstaatsvertrag 2021 gibt es eine zentralisierte Lizenzierung. Aber auch hier bestehen rechtliche Angriffspunkte – insbesondere für ältere Verluste oder Anbieter ohne deutsche Lizenz. Wir beobachten den Markt genau und prüfen mittelfristig den Eintritt.
Wie hoch ist die Erfolgsquote Ihrer außergerichtlichen Einigungen, und wie lange dauert ein durchschnittlicher Fall?
Unsere Erfolgsquote liegt bei 98 %. In der Regel können wir Rückforderungen außergerichtlich durchsetzen. Der gesamte Prozess dauert durchschnittlich zwei bis vier Monate – von der Erstprüfung bis zur Auszahlung.
Wie gewährleistet ihr, dass eure Kund:innen kein finanzielles Risiko eingehen müssen?
Wir arbeiten nach dem Prinzip der Prozessfinanzierung auf Erfolgsbasis. Das bedeutet: Nur im Erfolgsfall wird eine Provision einbehalten. Kommt es zu keiner Rückforderung, trägt der Kunde kein Risiko – es entstehen keine Kosten für Anwalts- oder Verfahrensgebühren.
Wie identifiziert ihr illegale Anbieter und wie geht ihr mit Plattformen um, die in Grauzonen operieren?
Grundsätzlich agieren alle Online-Casinos außer win2day ohne österreichische Lizenz in einer rechtlichen Grauzone. Nach Rücksprache mit unserer Partnerkanzlei finanzieren wir Verfahren gegen alle großen illegalen Anbieter.
Arbeitet ihr mit spezialisierten Anwälten zusammen, und welche Rolle spielt diese Kooperation in eurem Geschäftsmodell?
Ja, wir arbeiten mit mehreren Partnerkanzleien, die auf Glücksspielrecht spezialisiert sind. Sie übernehmen die juristische Durchsetzung der Ansprüche. MSFIN übernimmt die Finanzierung des gesamten Prozesses. Diese enge Zusammenarbeit ist ein zentraler Bestandteil unseres Modells.
Wie viele Fälle habt ihr bisher erfolgreich abgeschlossen, und wie hoch ist die Gesamtsumme der zurückgeforderten Beträge?
Wir haben bereits mehr als fünf Millionen Euro für österreichische Spieler:innen zurückgeholt – allein in den letzten zwölf Monaten. Die Zahl der erfolgreich abgeschlossenen Fälle liegt im hohen dreistelligen Bereich – Tendenz stark steigend.
Wie seht ihr die aktuelle Entwicklung des Glücksspielmarktes in Österreich, insbesondere im Hinblick auf geplante Regulierungen?
Die geplante Neustrukturierung durch eine unabhängige Glücksspielbehörde begrüßen wir ausdrücklich. Das österreichische Monopolmodell war lange unklar umgesetzt. Eine klare Abgrenzung zwischen legalem und illegalem Online-Glücksspiel sowie Maßnahmen wie Internetsperren und Payment-Blocking könnten künftig für mehr Rechtssicherheit sorgen – sowohl für Anbieter als auch für Spieler. Über die genauen Maßnahmen ist derzeit noch nichts bekannt, diese befinden sich aktuell in Ausarbeitung. Unser Angebot bleibt damit hochrelevant.
Welche Pläne habt ihr für die Expansion des Geschäftsmodells in andere Länder oder Rechtsräume?
Wir arbeiten aktuell an mehreren spannenden Ansätzen zur Expansion unseres Geschäftsmodells:
- Spielverluste in Deutschland einklagen: Wir prüfen derzeit intensiv die rechtlichen Möglichkeiten, um auch in Deutschland Rückforderungen wegen Online-Glücksspielverlusten durchzusetzen. Die Rechtslage ist dort jedoch noch nicht abschließend geklärt.
- Rückforderung von Sportwettenverlusten bei legalen Anbietern: In besonders gelagerten Fällen klagen wir auf Basis einer partiellen Geschäftsunfähigkeit infolge von Spielsucht. Diese rechtlichen Schritte sind risikoreicher, aber unter bestimmten Umständen realisierbar – ein wichtiger Hebel für stark betroffene Personen.
- Kreditbearbeitungsgebühren: Rückforderungen sind möglich, wenn die Gebühr pauschal nach einem Prozentsatz der Kreditsumme berechnet wird. Subbrand: kreditgebuehrenback.at
- Unzulässige Betriebskosten: Mieter:innen können fehlerhafte oder überhöhte Betriebskostenabrechnungen anfechten – mit Rückforderungen im vier- bis fünfstelligen Bereich.
- Strom- und Gaspreiserhöhungen: Wir unterstützen Verbraucher:innen bei der Rückforderung unrechtmäßiger Preissteigerungen.
- Servicepauschalen bei Handy-, Internet- und Fitnessverträgen: Subbrand: servicepauschalecheck.at
- Zahlungen für Lootboxen (z. B. FIFA-Packs, CS:GO-Cases): Wir evaluieren aktuell rechtliche Möglichkeiten zur Rückforderung – insbesondere bei Minderjährigen.
Was sind eure langfristigen Ziele für MSFIN, und wie möchtet ihr das Unternehmen in den nächsten fünf Jahren weiterentwickeln?
Unsere langfristigen Ziele sind klar auf nachhaltiges Wachstum und maximale Verbraucherorientierung ausgerichtet.
- Fokus auf relevante Verbraucherthemen: Wir richten unser Angebot weiterhin eng an höchstrichterlichen Urteilen aus, um stets rechtssichere und erfolgversprechende Rückforderungsoptionen zu bieten.
- Erweiterung um verbundene Dienstleistungen: Etwa durch Unterstützung beim Anbieterwechsel im Energiesektor oder beim Zugang zu besseren Finanzierungsmodellen – für echten Mehrwert über Rückforderungen hinaus.
Wie möchtet ihr das Bewusstsein der Öffentlichkeit für die Möglichkeit der Rückforderung von Verlusten aus illegalem Online-Glücksspiel erhöhen?
- Gezielte Werbemaßnahmen: Online- und Offline-Kampagnen sprechen Betroffene direkt an.
- Pressearbeit & Influencer-Kooperationen: Für Vertrauen und Sichtbarkeit setzen wir auf etablierte Medien und glaubwürdige Stimmen aus dem Netz.
- Kooperationen mit Sucht- und Hilfsorganisationen: Wir wollen nicht nur juristische Möglichkeiten aufzeigen, sondern auch helfen, finanzielle Neustarts als Teil eines umfassenden Ausstiegs aus der Spielsucht zu ermöglichen.