Auch wenn einige so tun – Corona ist nicht weg. Auch wenn die akuten Verläufe weniger schlimm sind, als zu Beginn der Pandemie, bleiben Langzeitfolgen ein Risiko bei jeder Infektion. Der Anbieter Cerascreen hat jetzt einen Long Covid Test für Zuhause vorgestellt, den wir uns in diesem Beitrag einmal anschauen wollen.
Laut Studien bekommen 5-10% aller Infizierten Long Covid, bleiben also länger und nicht selten chronisch krank, nachdem die akute Infektion abgeklungen ist. Bis zu 1 Million Menschen soll das in Deutschland derzeit betreffen. Zu den Symptomen können Müdigkeit, Atembeschwerden, Herzprobleme, kognitive Beeinträchtigungen und andere gehören. Problem bisher: Es gab keine verlässlichen Laborparameter, die Long Covid sicher identifizieren können.
Ein Long Covid Test wäre daher gut, um wenigstens Anhaltspunkte für langfristige Gesundheitsprobleme zu haben.
Das verspricht der Long Covid Test von Cerascreen
Cerascreen sagt, es sei der weltweit erste Labortest* mit fundierten Hinweisen auf Long Covid. Er beruht auf den Erkenntnissen, dass Betroffene in Studien ein niedriges Morgencortisol und abweichende Werte von Immunzellen zeigen.
Cerascreen versendet ein Testkit nach Hause. Dort können Patienten die nötigen Proben selbständig entnehmen:
- zwei Speichelproben, eine am Morgen und eine zwölf Stunden später
- eine Blutprobe – unabhängig von der Tageszeit
Die Proben schickt man dann an cerascreen zurück. Diese werden dann in diagnostischen Fachlaboren analysiert .
Um an die Auswertung zu kommen, aktiviert man den Test in der cerascreen-App. Dort kann man auch den Status der Probe überprüfen und später die Ergebnisse einsehen.
Während der Testaktivierung füllen Betroffene zudem einen Fragebogen aus, der auf dem wissenschaftlich validierten Fatigue Assessment Score beruht.
Was misst der Long Covid Test?
Der Long Covid Test von Cerascreen misst zum einen den Cortisolspiegel und zum anderen diverse Immunzellen wie CD4+, CD8+ sowie andere Lymphozyten.
Darum misst der Test Cortisol
Forschungen haben ergeben, dass Personen, die an Long COVID leiden, durchschnittlich niedrigere Cortisolwerte am Morgen aufweisen. Dies wurde unter anderem in einer Untersuchung festgestellt, deren Ergebnisse im Jahr 2023 im Wissenschaftsjournal Nature publiziert wurden.
Normalerweise erleben Menschen morgens einen deutlichen Anstieg des Cortisolspiegels im Vergleich zum Abend, was dem typischen Tagesrhythmus dieses Hormons entspricht. Bei Personen mit Long COVID jedoch war dieser Anstieg am Morgen nur minimal, wodurch die charakteristische Tageskurve mit hohen Morgen- und niedrigen Abendwerten nicht zu beobachten war. Dies könnte auch mit den Symptomen der Erschöpfung in Verbindung stehen, da eine der Funktionen von Cortisol darin besteht, den Körper am Morgen zu wecken und zu aktivieren.
Eigene Untersuchungen von cerascreen bestätigen laut Anbieter diese Erkenntnisse. In Zusammenarbeit mit einem akademischen Partner aus Norddeutschland führte man eine Studie durch, bei der die Morgen-Cortisolwerte von Long-COVID-Patienten mit denen einer gesunden Vergleichsgruppe gegenübergestellt wurden. Auch hier war zu beobachten, dass die Cortisolwerte am Morgen bei den Long-COVID-Patienten signifikant niedriger ausfielen.
Darum misst der Test Immunzellen
In den vergangenen Jahren haben sich zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen damit befasst, den Zusammenhang zwischen spezifischen Entzündungsindikatoren sowie der Konzentration bestimmter Immunzellen im Blut und dem Phänomen Long COVID zu ergründen. Es gibt die Hypothese, dass das Virus SARS-CoV-2 zu einer Neuprogrammierung des Immunsystems führen könnte, was langanhaltende gesundheitliche Beschwerden zur Folge haben kann.
Unter den im Rahmen des cerascreen Long COVID Tests analysierten Immunzellen sind beispielsweise die T-Zellen der Typen CD4+ und CD8+ sowie verschiedene Lymphozyten zu nennen, die als Antwort auf eine Coronavirus-Infektion vom Körper produziert werden. Es besteht der Verdacht, dass die Werte einiger dieser Immunzellen auch nach Abklingen der Infektion erhöht bleiben könnten, was potenziell zu Autoimmunreaktionen im Körper führt. Besonders bei Personen, die auch lange Zeit nach einer COVID-19-Infektion noch an Atemwegsbeschwerden wie Husten und Atemnot leiden, wurden erhöhte Werte dieser T-Zellen beobachtet.
Zu den weiteren Forschungsgegenständen zählen Proteine des terminalen Komplementsystems, ein Teil der angeborenen Immunabwehr, die für die Bekämpfung von Erregern und die Aktivierung weiterer Immunzellen zuständig sind. Bei Betroffenen von Long COVID zeigten sich bei einigen dieser Proteine ungewöhnlich hohe bzw. niedrige Werte.
Die vorliegenden Erkenntnisse stützen sich unter anderem auf Forschungen, die in Publikationen wie der von Espín et al. in EBioMedicine (2023) und Carlo Cervia-Hasler et al. in Science (2024) veröffentlicht wurden, welche sich mit zellulären und molekularen Biomarkern von Long COVID sowie anhaltenden Komplementdysregulationen und Anzeichen von Thromboinflammation bei aktivem Long COVID befassen.
Darum geht es um Fragebogen zum Test
Im Rahmen der Long COVID Diagnostik wird die Fatigue Assessment Scale (FAS) eingesetzt. Dieser wissenschaftlich überprüfte Fragebogen findet Anwendung in medizinischen Praxen und Kliniken, um die Möglichkeit einer Long COVID Erkrankung zu beurteilen.
Die FAS zielt darauf ab, spezifische Symptome und deren Intensität zu ermitteln, um Betroffenen eine Einschätzung zu ermöglichen, ob sie unter typischen Long COVID Beschwerden leiden. Zu den erfassten Symptomen zählen unter anderem Schlafprobleme, gesteigerte Ermüdung, ausgeprägte Erschöpfungszustände, mangelnde Motivation, Konzentrationsdefizite, kognitive Schwierigkeiten, Gedächtnislücken, eine reduzierte körperliche Belastungsfähigkeit sowie Muskelschwäche.
Für wen der Long Covid Test für Zuhause nicht geeignet ist
Cerascreen selbst sagt, dass der Test nicht für alle geeignet ist. Der Anbieter sagt dazu folgendes:
- Personen m. übertragbaren Erkrankungen wie Hepatitis o. HIV sollten den Test nicht nutzen.
- Personen mit Hämophilie wird von der Durchführung des Bluttests abgeraten.
- Schwangere und Stillende sollten den Test nur unter medizinischer Aufsicht durchführen und die standardmäßigen Referenzwerte und Empfehlungen nicht anwenden, sondern sich stattdessen an die Anweisungen ihres Arztes oder Therapeuten halten.
- Der Test ist für Personen unter 18 Jahren nicht vorgesehen.
- Obwohl der Test wichtige Laborwerte liefern kann, die in der Kommunikation mit Mediziner*innen und Versicherungen hilfreich sein können, ist er nicht zur eigenständigen Diagnosestellung gedacht. Diagnosen sollten ausschließlich von Fachpersonal getroffen werden.
Warum ein Long COVID Test grundsätzlich sinnvoll ist
Ein Long COVID Test kann für Personen, die nach einer COVID-19-Infektion anhaltende Symptome erleben, aus mehreren Gründen sinnvoll sein:
- Bestätigung der Symptome: Viele Long COVID-Symptome sind unspezifisch und können mit anderen Erkrankungen verwechselt werden. Ein spezifischer Test kann helfen, Long COVID als Ursache zu identifizieren.
- Gezielte Behandlung: Durch die Identifizierung spezifischer Problembereiche können Ärzte gezieltere Behandlungspläne entwickeln, die auf die individuellen Bedürfnisse der Betroffenen zugeschnitten sind.
- Verbessertes Verständnis: Long COVID ist ein relativ neues Phänomen, und es gibt noch viel zu lernen. Tests tragen dazu bei, das Wissen über Long COVID zu erweitern und die Forschung voranzutreiben.
- Unterstützung und Ressourcen: Die Bestätigung einer Long COVID-Diagnose kann Betroffenen den Zugang zu spezialisierten Behandlungsprogrammen und Unterstützungsnetzwerken erleichtern. Und letztlich auch zu Themen wie Berufsunfähigkeitsrente oder bestimmten Versicherungs- und Sozialleistungen.
Ausgestaltung von Long COVID Tests
Ein Long COVID Test kann deutlich ausführlicher sein als der hier vorgestellte. Er bietet aber zumindest erste Anhaltspunkte, ohne einen Arzttermin wahrnehmen zu müssen.
Ausführliche Tests können verschiedene Aspekte beinhalten, abhängig vom Anbieter und dem spezifischen Testdesign. Im Allgemeinen könnte ein solcher Test folgende Elemente umfassen:
- Blutuntersuchungen: Um Entzündungsmarker, Antikörperniveaus oder andere Biomarker zu messen, die auf Long COVID hindeuten könnten.
- Funktionstests: Beispielsweise Lungenfunktionsprüfungen oder kardiovaskuläre Tests, um die Auswirkungen von Long COVID auf verschiedene Körpersysteme zu bewerten.
- Symptomtagebuch: Die Erfassung der täglichen Symptome über einen bestimmten Zeitraum kann Muster aufzeigen, die für die Diagnose und Behandlung von Long COVID nützlich sind.
- Fragebögen: Selbstberichtete Fragebögen zu Lebensqualität und Funktionsniveau können wertvolle Einblicke in den Schweregrad und die Auswirkungen von Long COVID bieten.
FAQ zu Long Covid
- Was versteht man unter Long COVID?
Long COVID bezieht sich auf anhaltende oder neu auftretende gesundheitliche Probleme nach einer Corona-Infektion, ähnlich den Langzeitfolgen anderer Virusinfektionen. - Wie erkenne ich Long COVID bei mir?
Long COVID zu diagnostizieren ist komplex, da die Symptome vielfältig sind. Betroffene mit langanhaltenden Beschwerden sollten medizinische Hilfe in Anspruch nehmen, um eine Einschätzung zu bekommen. - Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es für Long COVID?
Die Behandlung zielt darauf ab, die Symptome zu lindern, da es keine spezifische Therapie gibt. Die Methoden variieren je nach Art der Beschwerden. - Welche Unterstützung kann ich am Arbeitsplatz erwarten?
Abhängig von den individuellen Beschwerden und dem Berufsfeld sind Anpassungen wie geänderte Arbeitszeiten oder Aufgaben möglich, um Betroffenen die Arbeit zu erleichtern. - Wann kommt ein Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) zum Einsatz?
Ein BEM wird angeboten, wenn Arbeitnehmende über längere Zeit arbeitsunfähig waren, um die Rückkehr zur Arbeit zu unterstützen. - Wo finde ich weitere Informationen zu Long COVID?
Detaillierte Informationen bietet die Bundesregierung auf spezialisierten Websites und über die Service-Hotline 030-340 60 66 04 - Was unternimmt die Bundesregierung im Bereich Long COVID?
Die Bundesregierung hat Initiativen gestartet, um Betroffenen und Fachpersonal Informationen und Unterstützung zu bieten, und fördert Forschungsprojekte zu Long COVID. - Was beeinflusst das persönliche Risiko für Long Covid?
Aktuelle Forschungen deuten auf verschiedene Risiko- und Schutzfaktoren für Long COVID hin, auch wenn verlässliche Daten noch ausstehen. Älteren Menschen und Frauen scheint ein höheres Risiko zu drohen, wobei Frauen etwa doppelt so gefährdet sein könnten wie Männer. Zudem erhöhen bestimmte Vorerkrankungen und Gewohnheiten wie Rauchen das Risiko. Mehrfachinfektionen und ein schwerer COVID-19-Verlauf können ebenfalls das Langzeitrisiko steigern. Auch auf zu wenig Schlaf wurde ihn Studien als Risikofaktorhingewiesen. Auch könnte eine vollständige Corona-Impfung einen gewissen Schutz bieten.
Zusammenfassung
Long COVID stellt eine signifikante Herausforderung für Betroffene und das Gesundheitssystem dar. Der beste Schutz ist und bleib die Vermeidung einer Infektion. Dafür gibt es die berühmten Käsescheiben von Maske über Impfung bis hin zu mobilen Luftfiltern oder großen Anlagen fürs Büro.
Wenn es einen doch erwischt, sollte man sich maximal schonen (das sogenannte Pacing) und den eigenen Körper gut im Auge behalten. Halten die Beschwerden an, ist es ratsam Richtung Long Covid zu schauen. Ein Long COVID Test kann ein Werkzeug sein, um die Erkrankung zu verstehen, zu diagnostizieren und letztendlich wenigstens symptomatisch zu behandeln bis bessere Medikamente da sind. Eigentlich sollte jeder die Möglichkeit haben, diese Tests auch kostenfrei beim Arzt zu erhalten. Wer das aber nicht kann, oder ggf. auch nicht mobil ist, für den können private Tests wie der von Cerascreen einen Versuch wert sein.
Durch die gezielte Erfassung von Symptomen und die Bewertung der Auswirkungen auf die Gesundheit bietet ein solcher Test immerhin die Grundlage für eine informierte und effektive Behandlung von Long COVID. Es ist wichtig, dass Personen, die anhaltende Symptome nach einer COVID-19-Infektion erleben, professionellen medizinischen Rat einholen und die Möglichkeit eines Long COVID Tests in Betracht ziehen.
Hinweis: Dieser Artikel bildet den aktuellen Stand wieder und zitiert aus Webseiten der Bundesregierung sowie aus Studien und den Herstellerangaben des besprochenen Tests. Es kann keine Gewähr übernommen werden und es ist immer eine medizinische Beratung angeraten, wenn Beschwerden anhalten. Nur ein Arzt oder eine Ärztin kann die gesicherte Diagnose Long Covid stellen.
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