Eine Lampe mit künstlicher Intelligenz – macht das Sinn? Durchaus! Die Lampen des Startups Nobi erkennen nicht nur Stürze bei älteren Menschen, sie können diese auch verhindern und vorhersagen. Die neue Generation der smarten Leuchten kann zudem Vitalparameter wie Atmung und Husten rund um die Uhr überwachen.
Nobi ist ein 2018 in Belgien gegründetes Age-Tech-Unternehmen, das sich für das Recht auf ein würdevolles, sicheres und glückliches Leben im Alter einsetzt. Dass diese Technologien Zukunft haben, zeigen die Zahlen: Ein Fünftel der europäischen Bevölkerung ist über 65 Jahre alt. Bis 2040 wird es jeder Vierte sein. Neue technische Lösungen werden es älteren Menschen künftig ermöglichen, länger unabhängig zu Hause zu leben.
Eine der größten Gefahren für Senioren und Seniorinnen sind Stürze. Sie sind die Hauptursache für tödliche Verletzungen bei älteren Menschen. Eine von drei Personen über 65 Jahre stürzt mindestens einmal im Jahr, in Pflegeheimen betrifft das sogar bis zu 70 % der Bewohner und Bewohnerinnen. Für die Schwere der Verletzungen ist in der Regel nicht der Sturz selbst verantwortlich, sondern die Zeit, die am Boden liegende Menschen auf Hilfe warten müssen. Wer nicht innerhalb einer Stunde Hilfe erhält, hat ein 50-prozentiges Risiko, innerhalb von sechs Monaten zu sterben. Prompte Hilfe nach einem Sturz ist also entscheidend.
KI erkennt Stürze – auch bevor sie passieren
Die von Nobi entwickelte intelligente, KI-gesteuerte Leuchte erkennt Stürze und bietet sofortige Hilfe. Wenn es zu einem Sturz kommt, fragt Nobi die älteren Menschen, ob sie gestürzt sind. Ohne ein klares „Nein“ alarmiert die Leuchte automatisch das Pflegepersonal oder Familienmitglieder. Die Gründer haben dabei den typischen Rettungsprozess mitgedcht. In einer häuslichen Umgebung kann Nobi dank der Verbindung mit einer intelligenten Türklingel bei Bedarf die Haustür für Notdienste oder Nachbarn öffnen, die nach dem Rechten sehen wollen.
Die intelligente Leuchte erkennt nicht nur Stürze, sondern soll auch helfen, sie zu verhindern. Setzt man sich im Bett auf, spendet die Lampe automatisch ein sanftes Licht. Durch die Überwachung des Schlafverhaltens und die frühzeitige Erkennung von Veränderungen kann die Leuchte ein erhöhtes Sturzrisiko vorhersagen und auch andere Gesundheitsprobleme aufdecken. Da Nobi auch sogenannte „langsame Stürze“ erkennt, kann das Pflegepersonal durch schnelles Reagieren verhindern, dass ältere Menschen auf dem Boden landen.
Überwachung von Atmung und Husten dank technologischer Innovation
Die jetzt vorgestellte neue Leuchte geht noch einen Schritt weiter. So setzt Nobi zum ersten Mal Radartechnologie ein. In Kombination mit Kameras und Sensoren werden die Funktionen der Leuchte dadurch ausgeweitet.
Nobi-Mitbegründer und CTO Stijn Verrept: „In naher Zukunft wird es möglich sein, wichtige Körperparameter wie Husten und Atmung aus der Ferne zu überwachen, ohne körperliche Berührung. Wenn zum Beispiel jemand nachts anfängt schwer zu atmen, wird die Leuchte dies bemerken und Alarm schlagen. So trägt Nobi dazu bei, Todesfälle zu verhindern, selbst im Schlaf.“
Die neuste Version bietet zudem eine Geräuschunterdrückung und filtert damit störende Hintergrundgeräusche heraus, beispielsweise von einem lauten Fernseher. Außerdem ermöglicht die Beamforming-Software das konzentrierte Hören an einer bestimmten Stelle im Raum. Die Leuchte fokussiert dann gezielt auf die Stelle, wo der ältere Mensch gestürzt ist.
Datenschutz als wichtiges Thema der Hausüberwachung
Eine Lampe, die die eigene Wohnung überwacht, ist nicht für jeden eine angenehme Vorstellung. Bei der Entwicklung der intelligenten Leuchte hatte der Schutz der Privatsphäre daher oberste Priorität. Nobi analysiert die Bilder lokal und überschreibt sie umgehend, wenn kein Sturz stattgefunden hat. Das Startup versichert, dass keine Bilder gespeichert oder in die Cloud gesendet werden, außer nach einem Sturz. Der ältere Mensch wählt im Voraus, welche Informationen er mit seinen Betreuern oder Vertrauenspersonen teilen möchte. Er kann wählen, keine Bilder weiterzugeben – Kontaktpersonen erhalten dann nur einen Anruf, eine Textnachricht oder eine Nachricht in der App nach einem Sturz.
Oder er wählt, nur abstrahierte Bilder weiterzugeben. In diesem Fall sehen Kontakte nur Strichmännchen, keine realen Personen. Oder Nutzer und Nutzerinnen entscheiden sich, vollständige Bilder aus ihrem Wohnumfeld im Falle eines Sturzes weiterzugeben.