somnio

somnio: Wieder gut schlafen dank App auf Rezept

In Deutschland leiden 6-10% der Erwachsenen unter chronischen Ein- und Durchschlafstörungen (Insomnie). Die empfohlene erste Behandlungsmethode bei Insomnie ist die kognitive Verhaltenstherapie (KVT-I). Obwohl die KVT-I bekanntermaßen sehr wirksam ist, erhält aktuell nur ein Bruchteil der Betroffenen diese Form der Behandlung. Grund dafür ist vor allem der Mangel an Fachpersonen, die Betroffenen die KVT-I vermitteln können.

Das Leipziger Unternehmen mementor hat nun eine App als Alternative entwickelt. Möglich ist das auf Grundlage des Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG), das im Dezember 2019 in Kraft getreten ist.

Aufgrund der nachgewiesenen hohen Wirksamkeit wurde die App somnio als digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zugelassen. Als erste DiGA zur Behandlung von Ein- und Durchschlafstörungen kann somnio von allen Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen als App auf Rezept verschrieben werden. Die Kosten von somnio werden von allen gesetzlichen und den meisten privaten Krankenkassen übernommen.

somnio in Aktion

Schlafstörungen digital bekämpfen

somnio setzt die Inhalte der kognitiven Verhaltenstherapie bei Insomnie digital um und setzt dort an, wo die herkömmliche Versorgung an ihre Grenzen stößt. In 12 aufeinander aufbauenden Modulen lernen Nutzer:innen, angeleitet von einem digitalen Schlafexperten, wirksame Methoden kennen, um Schlafstörungen nachhaltig zu reduzieren. Im Hintergrund unterstützt ein intelligenter Algorithmus die Patientinnen und Patienten. Zwei randomisiert kontrollierte Studien haben die Wirksamkeit von
somnio laut der Gründer bereits nachgewiesen.

Der Weg zur App ist einfach: Betroffene sprechen ihre Ein- und Durchschlafstörungen und somnio als Behandlungsoption beim Arzt oder Psychotherapeuten an. Die behandelnde Fachperson stellt ein Kassenrezept mit der Verordnung von somnio aus. Das Rezept wird bei der Krankenkasse eingereicht, die einen Freischaltcode generiert und diesen der versicherten Person zusendet. Nach erfolgter Registrierung mit Freischaltcode kann mit dem Programm gestartet werden.

mementor – Von der Schweiz nach Leipzig

mementor wurde 2014 von Dr. Noah Lorenz, Alexander Rötger, Jan Kühni und Daniel Rotzetter in der Schweiz gegründet. Seit 2020 sitzt das Health Tech Startup in Leipzig.
mementor entwickelt digitale Medizinprodukte für verschiedene Indikationen. Mit somnio betreibt mementor die erste und bisher einzige digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) zur Behandlung von Insomnie.

Weitere Informationen unter:  https://somn.io/

  1. Persönliche Kritik:

    Ich bin ehrlich gesagt von der Somnio-App nicht begeistert. Die Informationen, die die App bereitstellt, sind im Internet allgemein verfügbar, und dennoch kostet die App 225€ für einen Zeitraum von drei Monaten. Als Privatpatient fielen für mich keine Kosten an, aber für Selbstzahler erscheint der Preis unverhältnismäßig hoch. Die App bietet zudem nur die Methode der Schlafverkürzung als universelle Lösung für eine breite Palette von Schlafstörungen an. Für Menschen mit nicht-organischen Schlafproblemen könnte sie nützlich sein. Der einzige Pluspunkt ist die durch die App geförderte Disziplin. Es ist bemerkenswert, wie rentabel eine App sein kann, die monatlich 78€ kostet. Wenn die Krankenkassen dies jedoch akzeptieren, scheint es weniger problematisch zu sein.

    Ich persönlich leide an einer organischen Schlafstörung. Ein Schlafmediziner hat mir die App zwar verschrieben, aber ich konnte die Methode der Schlafverkürzung nicht durchführen. Die kognitiven Einschränkungen im Alltag wären so gravierend gewesen, dass ich nicht mehr hätte arbeiten können. Daher musste ich die Methode abbrechen. Dennoch sehe ich die Vorteile der App für Menschen mit Depressionen und Angstzuständen, also bei nicht-organischen Schlafstörungen, oder für diejenigen, die von Schlafmitteln loskommen wollen.

    Die Somnio-App basiert auf der Studie „Randomized Controlled Trial to Test the Efficacy of an Unguided Online Intervention with Automated Feedback for the Treatment of Insomnia“, die unter https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30185239/ zu finden ist. In Studie wurde die Behandlungsmethode der kognitiven Verhaltenstherapie für Insomnie (CBT-I) verwendet. Diese wurde in einer Online-Form angeboten, genannt „mementor somnium“. Die Teilnehmer wurden durch einen animierten Schlafcoach durch die Intervention geführt. Der Coach lieferte audiovisuelle Informationen, die durch dynamischen und interaktiven grafischen Inhalt unterstützt wurden. Zu Beginn der Intervention setzten die Teilnehmer Ziele, auf die sie kontinuierliches Feedback basierend auf den Daten aus einem Schlaf-Tagebuch erhielten. Die Dauer der Intervention betrug 6 Wochen.

    Die Stärken und Schwächen der Studie sind wie folgt:

    ### Stärken

    – **Randomisiertes Kontrolliertes Design**
    – Die Verwendung eines randomisierten kontrollierten Versuchs (RCT) erhöht die Glaubwürdigkeit der Studienergebnisse.
    – RCTs sind der Goldstandard in der klinischen Forschung zur Ermittlung von Kausalzusammenhängen.

    – **Langfristige Nachbeobachtung**
    – Die Studie beinhaltet eine 12-monatige Nachbeobachtung, was als Stärke angesehen wird.
    – Dies ermöglicht die Beurteilung der langfristigen Wirksamkeit der Intervention, ein Aspekt, der in ähnlichen Studien oft fehlt.

    – **Mehrere Ergebnismaße**
    – Die Studie betrachtet nicht nur die Schwere der Schlaflosigkeit.
    – Sie umfasst auch schlafbezogene Kognitionen, Sicherheitsverhalten und psychisches Wohlbefinden (Depression und Somatisierung).
    – Dies bietet einen umfassenderen Einblick in die Auswirkungen der Intervention.

    ### Potenzielle Schwächen:

    – **Stichprobengröße**
    – Relativ kleine Stichprobengröße von 56 Teilnehmern
    – Einschränkung der Übertragbarkeit der Ergebnisse
    – Notwendigkeit größerer Studien zur Bestätigung

    – **Fehlende Angstreduktion**
    – Keine signifikante Abnahme der Angstniveaus festgestellt
    – Einschränkung bei angstbedingter Schlaflosigkeit

    – **Ausschlusskriterien**
    – Ausschluss von Personen mit anderen Schlafstörungen und psychologischer Behandlung
    – Begrenzte Anwendbarkeit auf breitere Bevölkerungsgruppen mit Begleiterkrankungen

    – **Ungesteuerte Art der Intervention**
    – Fehlende personalisierte klinische Unterstützung
    – Einschränkung für Personen, die individuellere Anleitung benötigen

    – **Selbstberichtete Messungen**
    – Verwendung des Insomnia Severity Index
    – Potenzial für Berichtsverzerrung und Zuverlässigkeitsprobleme

    – **Kein Vergleich mit traditionellen Methoden**
    – Fehlender direkter Vergleich mit persönlichen CBT-I-Methoden
    – Begrenzte umfassende Einblicke in die Wirksamkeit der Online-Intervention

    ### Allgemeine Erkenntnisse:

    Die Studie leistet einen wertvollen Beitrag zur Literatur über Online-Interventionen bei Schlaflosigkeit, insbesondere durch die Demonstration des Potenzials für eine langfristige Wirksamkeit. Die Einschränkungen im Zusammenhang mit der Stichprobengröße, den Ausschlusskriterien und dem Fehlen bestimmter Vergleichsdaten legen jedoch nahe, dass weitere Forschungen erforderlich sind, um die Ergebnisse der Studie vollständig zu validieren und zu verallgemeinern. Zukünftige Studien könnten von einer größeren, vielfältigeren Stichprobengröße, der Einbeziehung von Personen mit Begleiterkrankungen und einem direkten Vergleich mit traditionellen Behandlungsmethoden profitieren.

    Eine „One-Size-Fits-All“-Lösung, also eine universelle Lösung, die für alle gleich gut funktionieren soll, hat sowohl Vor- als auch Nachteile, insbesondere im Kontext medizinischer oder psychologischer Interventionen wie der Behandlung von Schlaflosigkeit.

    ### Vorteile:

    1. **Skalierbarkeit**: Eine universelle Lösung ist leichter zu skalieren und kann einer größeren Anzahl von Menschen zugänglich gemacht werden.

    2. **Kosteneffizienz**: Solche Lösungen sind oft kostengünstiger, da sie keine individuelle Anpassung erfordern.

    3. **Einfache Implementierung**: Ein standardisiertes Programm ist einfacher zu implementieren und zu verwalten.

    4. **Schnelle Hilfe**: Für Menschen, die sofortige Hilfe benötigen und keinen Zugang zu spezialisierten Diensten haben, kann eine universelle Lösung eine praktikable Option sein.

    ### Nachteile:

    1. **Mangel an Personalisierung**: Jeder Mensch ist unterschiedlich, und eine universelle Lösung kann nicht alle individuellen Bedürfnisse oder Umstände berücksichtigen.

    2. **Risiko der Unterversorgung**: Bei komplexeren oder komorbiden Zuständen kann eine „One-Size-Fits-All“-Lösung unzureichend sein und eine spezialisierte Behandlung erforderlich machen.

    3. **Nicht für alle effektiv**: Wie die Studie zeigt, gab es keine signifikante Reduzierung der Angstniveaus, was darauf hindeutet, dass die Intervention nicht für alle Arten von Schlaflosigkeit geeignet ist.

    4. **Potenzielle Fehldiagnose**: Ohne individuelle Beurteilung besteht die Gefahr, dass die eigentliche Ursache eines Problems nicht erkannt oder behandelt wird.

    ### Einsichten:

    Im Kontext der Studie zur Behandlung von Schlaflosigkeit könnte eine „One-Size-Fits-All“-Online-Intervention für viele Menschen nützlich sein, insbesondere für diejenigen, die keinen Zugang zu spezialisierten Diensten haben. Allerdings zeigen die verschiedenen Einschränkungen der Studie, dass solche Lösungen nicht für alle geeignet sind. Insbesondere Menschen mit komorbiden Zuständen oder spezifischen Bedürfnissen könnten von einer individuelleren Herangehensweise profitieren. Daher sollte eine „One-Size-Fits-All“-Lösung als eine von mehreren Optionen betrachtet werden, die in einem breiteren Behandlungsspektrum verfügbar sind.

    Für Somnio könnten noch spezifische Verbesserungen in Betracht gezogen werden:

    1. **Ernährungsberatung**: Ein Modul, das sich auf die Rolle der Ernährung bei Schlafqualität konzentriert, könnte eine sinnvolle Ergänzung sein.
    2. **Bewegung und Schlaf**: Informationen und Tipps zur Rolle von körperlicher Aktivität bei der Verbesserung des Schlafs könnten nützlich sein.
    3. **Peer-Support-Gruppen**: Ein sicherer Raum für den Austausch mit anderen Benutzern könnte zusätzliche Unterstützung und Motivation bieten.
    4. **Schlaf-Supplements**: Die Integration von Informationen über die Wirkungsweise und Studien, Dosierung und Nebenwirkungen sowie der Vergleich von Optionen bei Schlaf-Supplements könnte eine interessante Erweiterung der App darstellen.

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