Ein Gefühl, das wir alle kennen: Im Winter draußen warten, weil sich der Gegenüber mal wieder verspätet hat. Die klirrenden Kälte verursacht nach einer Weile geradezu Schmerzen. Wie schön wären doch jetzt ein paar Grad mehr auf Knopfdruck. Ähnlich unangenehm kann es auch im Sommer werden: Bei 40 Grad im Schatten wünscht man sich oft eine schnelle Abkühlung. Was aber tun, wenn der nächste Badesee zu weit weg ist?
Vier US-Wissenschaftler vom Institute of Technology in Massachusetts haben zusammen mit dem deutschen Werkstoffunternehmen Covestro AG jetzt ein Gerät zur Marktreife gebracht, das in beiden Situationen helfen soll. Der Leitgedanke: Warum sollte man ein Gebäude kühlen oder erwärmen, wenn man doch einfach den Menschen kühlen oder erwärmen kann?
Die Lösung: Embr Wave – ein Armband, mit dem sich das eigene Temperaturempfinden mit einer einfachen Displayberührung beeinflussen lässt. Ein Klick auf die Benutzeroberfläche genügt, damit sich der Körper des Nutzers innerhalb weniger Minuten um bis zu fünf Grad Celsius wärmer oder kälter anfühlt.
So funktioniert die Technik
Die Technik des Armbands basiert im Kern auf einer interessanten physiologischen Erkenntnis: Der Mensch fühlt sich durch gezielte Erwärmung oder Abkühlung bestimmter Körperteile wohler, auch wenn dabei die Kerntemperatur des Körpers unverändert bleibt.
Der Grund: Werden bestimmte Thermorezeptoren, etwa am Handgelenk stimuliert, beeinflusst das die Regionen des Gehirns, die die Wärmeregulierung und das Wohlbefinden steuern. Das kann jeder auch an sich selbst testen. Lasst einfach mal etwas kaltes Wasser auf die Innenseiten eurer Handgelenke laufen und verreibt es. Innerhalb kürzester Zeit stellt sich das Gefühl ein, dass eure Körpertemperatur gesunken sei.
Das Embr Wave zeigt, in welche Richtung die Technologie der sogenannten Wearables in Zukunft gehen wird: Nicht nur die Kommunikation, auch die Steuerung physiologische Prozesse kann in Zukunft digital unterstützt werden. Das Unternehmen aus Krefeld ist sich zumindest sicher, dass das neue Produkt seinen Zweck erfüllen wird. Ein Unternehmenssprecher sagt:
Mit dieser neuen Technologie leistet Covestro einen wichtigen Beitrag dazu, das Wohlbefinden von Menschen weltweit dauerhaft zu verbessern.
Was bringt mir das konkret?
Hat die neue Technik noch weitere positive Effekte? Der Hersteller wirbt damit, dass Embr Wave neben dem reinen Wohlfühl-Effekt noch andere Vorteile mit sich bringt. So soll sich der Träger weniger gestresst fühlen, das Armband verbessert angeblich Stimmung und Produktivität. Sogar das Einschlafen fällt laut Herstellerangaben leichter. Ob das stimmt, können wir nur mutmaßen, aber jeder der schon mal versucht hat mit kalten Füßen einzuschlafen, kann sich vorstellen, dass ein warmes Gefühl hier helfen kann.
Embr Wave kaufen: ein 299 Dollar Investment
Nachdem das Projekt bei Kickstarter sehr erfolgreich war und Dank deutscher Unterstützung 2018 zur Marktreife gelang, kann man es nun im Online-Shop des Anbieters für 299 Dollar kaufen.
Während das Produkt in Deutschland noch wenig bekannt ist, setzen in den USA sogar schon Unternehmen auf die Klimaanlage am Handgelenk. In einer Studie aus Boston zeigte ein globales Beratungsunternehmen, dass sich durch die Nutzung von Embr Wave 72% der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihrer Arbeitsumgebung wohler fühlten. Und man denkt dabei sogar an die Umwelt. Leila Kamal, Vizepräsidentin für Design & Expertise des EYP, erklärte:
Eine der besten Möglichkeiten, wie wir einen positiven Einfluss auf unseren Planeten haben können, ist die Reduzierung des Energieverbrauchs unserer Gebäude. Embr Wave stellt für Arbeitgeber und Gebäudeeigentümer einen sehr interessanten und innovativen Weg dar, ihre Energiekosten zu senken.
Wir hoffen nicht, dass derartige Erfindungen jetzt dazu genutzt werden, um Heizkosten zu sparen und die Mitarbeiter in der Kälte sitzen zu lassen. Für den Bereich der gefühlten Temperatur jedoch kann der kleine Helfer durchaus Sinn machen – zumal ja jeder ein anderes Wärme- und Kälteempfinden hat. Vielleicht enden mit Embr Wave ja die ewigen „Fenster auf, Fenster zu“-Diskussionen im Büro.
Updates kommen per App
Das Gerät erhält derzeit übrigens regelmäßig Updates, die über eine begleitende Smartphone-App erhältlich sind. Seit der Auslieferung der ersten Modelle nutzen die Gründer zudem das Kundenfeedback, um das Produkt selbst zu verbessern. So wurden etwa Dauer und Intensität verändert. Embr Wave kann nun am Stück ca. 25 und 50 „Sitzungen“ liefern, die jeweils 3-5 Minuten lang warm oder kalt sind. Das ist mehr, als die üblichen Taschenwärmer von Tschibo hergeben, die man nach jeder Benutzung in kochendem Wasser wieder einsatzbereit machen muss.
Fotos: embrlabs.com