Oxyle: Neue Technik kann PFAS zerstören

Wie das Startup Oxyle die Wasseraufbereitung revolutionieren will – und warum das Thema aufgrund giftiger Chemikalien gerade brandaktuell ist

In den vergangenen Tagen sorgten Berichte für Aufsehen, die giftige PFAS in Meeres- und Brandungsschaum nachwies. PFAS (Per- und Polyfluoralkylsubstanzen) sind eine Klasse von langlebigen, synthetischen Chemikalien, die aufgrund ihrer extremen Beständigkeit auch „Ewigkeitschemikalien“ genannt werden.

Sie finden sich in zahlreichen Alltags- und Industrieprodukten wie Antihaft-Pfannen, Imprägniersprays und Feuerlöschschäumen und gelangen dadurch weltweit in die Umwelt. Experten sprechen von einem ernstzunehmenden Warnsignal, das zeigt, wie allgegenwärtig diese Substanzen sind. PFAS finden sich in unzähligen Alltagsprodukten, beispielsweise in Antihaftpfannen, wasserabweisenden Textilien oder Feuerlöschschäumen. Das Schweizer Cleantech-Startup Oxyle gibt an, eine bahnbrechende Technologie zur Zerstörung dieser hartnäckigen Schadstoffe im Wasser entwickelt zu haben.

Wie Oxyle PFAS zerstören will – und warum das wichtig ist

Herzstück von Oxyle ist eine Technologie, die PFAS und andere toxische Verbindungen nicht nur herausfiltert, sondern tatsächlich zerstört. Das klingt nach einem kleinen Unterschied, hat aber immense Auswirkungen: Die meisten etablierten Verfahren verlagern Schadstoffe lediglich – sie sammeln die Stoffe ein und hinterlassen dadurch weiterhin kontaminierten Klärschlamm oder aktivierte Kohle, die dann entsorgt werden muss. Oxyle hingegen geht einen Schritt weiter. Mithilfe eines dreistufigen Prozesses (Schaumfraktionierung, katalytische Zerstörung und Datenerfassung in Echtzeit) werden die PFAS-Moleküle im Wasser aufgebrochen, sodass am Ende deutlich weniger Abfall entsteht.

Dieses Alleinstellungsmerkmal ist in der aktuellen Debatte besonders wertvoll. Denn die Erkenntnis, dass sich PFAS nun auch in Meeres- und Brandungsschaum nachweisen lassen, unterstreicht das enorme Verbreitungspotenzial der Chemikalien. Was einmal in die Umwelt gelangt, lässt sich nur mit großem Aufwand wieder entfernen. Umso wichtiger sind Lösungsansätze, die einen nachhaltigen und effektiven Umgang mit PFAS ermöglichen.

Ein Mann sitzt vor einer technischen Anlage, die PFAS zerstören kann

Die Gründerstory: Aus der Forschung ins Unternehmertum

Die Wurzeln von Oxyle liegen in der Forschung an der ETH Zürich, einer der renommiertesten technischen Hochschulen Europas. Dort lernten sich Dr. Fajer Mushtaq und Dr. Silvan Staufert kennen. Dr. Mushtaq wuchs in Delhi auf und erlebte bereits als Kind, was es heißt, kein sicheres Trinkwasser zur Verfügung zu haben. Diese persönliche Motivation – kombiniert mit wissenschaftlicher Expertise – mündete schließlich in einem gemeinsamen Vorhaben: eine Technologie zu entwickeln, die schädliche Chemikalien im Wasser wirklich eliminiert.

Was vor wenigen Jahren als akademisches Projekt begann, hat sich inzwischen zu einem jungen Unternehmen mit 26 Mitarbeitenden und Pilotprojekten in verschiedenen Regionen entwickelt. Oxyle hat nach eigenen Aussagen bereits über 20 Kundenprojekte abschließen und dank mehrerer Auszeichnungen, etwa dem Swiss Technology Award, ein gutes Netzwerk aufbauen können.

Die zwei Gründer Dr. Silvan Staufert (li.) und Dr. Fajer Mushtaq im Portrait
Dr. Silvan Staufert (li.) und Dr. Fajer Mushtaq (Foto: Daniel Kunz, Adliswil, Switzerland)

Brückenschlag zwischen Innovation und Praxis

Ein besonderer Meilenstein für Oxyle war die Installation einer großtechnischen Anlage im November 2024, die rund 10 Kubikmeter kontaminiertes Grundwasser pro Stunde behandeln kann – bei einem äußerst geringen Energieaufwand von weniger als 1 kWh pro Kubikmeter. Hier zeigt sich, wie die Forschungsergebnisse aus dem Labor in die Großanwendung übertragen werden.

Gerade Industriekunden, die sich verstärkt mit PFAS-Klagen und Regulierungsdruck konfrontiert sehen, sind auf Lösungen angewiesen, die nicht nur rechtssicher, sondern auch wirtschaftlich und ökologisch tragfähig sind. Oxyle hat sich dabei das anspruchsvolle Ziel gesetzt, in den nächsten fünf Jahren 100 Millionen Liter belastetes Wasser zu reinigen – ein ehrgeiziges Vorhaben, das mit der kürzlich bekannt gewordenen Seed-Finanzierung von 16 Millionen US-Dollar nun schneller Realität werden könnte.

Aktuelle Relevanz: PFAS überall, Zeit zu handeln

Die Meldungen über PFAS in Meeres- und Brandungsschaum, die in den letzten Wochen durch die Presse gingen, bestätigen erneut, wie dringlich das Thema Wasserqualität ist. PFAS sind längst keine rein industriellen „Problemchen“ mehr, sondern haben sich global in Ökosystemen ausgebreitet – vom Grundwasser bis in die Ozeane.

Der Schlüssel zum Erfolg beim Kampf gegen PFAS besteht darin, ihre Anreicherung im Kreislauf zu durchbrechen. Hier kann das Verfahren von Oxyle eine Antwort liefern: Da bei der Behandlung keine Sekundärabfälle entstehen, müssen die Schadstoffe nicht aufwendig weiterbehandelt oder deponiert werden. Das macht das Modell nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch finanziell attraktiv für Unternehmen und Gemeinden, die langfristig planen und sich an immer strenger werdende Umweltauflagen halten wollen oder müssen.

Ein Container mit Kabeln

Fazit: PFAS zerstören ist möglich und wichtig

In einer Zeit, in der Berichte über PFAS-Funde in der Umwelt fast zum Alltag gehören, setzt Oxyle ein Statement: Es gibt Wege, „Ewigkeitschemikalien“ nicht nur zu verschieben, sondern man kann PFAS zerstören – und das bei vergleichsweise geringem Energieaufwand. Von ihrer Gründung an der ETH Zürich bis zu großindustriellen Anlagen hat sich Oxyle schnell entwickelt und zeigt, wie Forschung, Unternehmertum und Umweltbewusstsein verschmelzen können.

Angesichts aktueller Befunde aus den Meeren sowie schärferer Auflagen in Europa und den USA ist es sehr wahrscheinlich, dass wir von Oxyle noch häufiger hören werden. Denn wenn es um unseren Planeten geht, zeigt sich immer deutlicher: Every drop counts.

Fotograf Titelbild: Daniel Kunz, Adliswil, Switzerland

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