Als in Berlin-Köpenick im Februar 2019 für 30.000 Haushalte der Strom mehr als 24 Stunden ausfiel, haben sich viele vermutlich ein eigenes kleines Kraftwerk gewünscht. Doch ist so etwas machbar? Eine Solaranlage fürs eigene Haus ist bisher eine komplexe Angelegenheit. Eine solche Form der Stromgewinnung gar für Mietwohnungen einzusetzen, war bisher kaum möglich. Das österreichische StartUp EET will dies jetzt ändern und hat mit „SolMate“ das erste Kraftwerk für den Balkon erfunden.
Das neue System bringt mehrere Besonderheiten mit: Man muss es nicht aufwändig installieren, selbst Laien können die Anlage innerhalb von 30 Minuten in Betrieb nehmen. SolMate besteht aus 5 Solar-Panelen und einem großen Akku, der die Energie speichert. Dieses kleine Kraftwerk wird einfach mit einer Steckdose an der Wohnung verbunden und liefert nun Strom, sobald er gebraucht wird.
Der Clou: Eine firmeneigene Messtechnologie erkennt, ob im Haushalt gerade Strom verbraucht wird oder nicht. Diese Technologie stellt sicher, dass der SolMate nur dann Strom abgibt, wenn er auch benötigt wird. Den Rest speichert er in einem Akku, der aussieht wie eine überdimensionale Powerbank. Der so erzeugte Strom wird also komplett selbst verbraucht, es wird keine Energie in das Stromnetz zurückgespeist.
Von der Uni ins Unternehmertum
Entwickelt haben den „SolMate“ die Wissenschaftler Stephan Weinberger, Christoph Grimmer und Florian Gebetsroither. Die drei Gründer beschäftigten sich an der Technischen Universität Graz mit dem Thema Energiespeicherung und sahen Potential für Verbesserung. Sie sagen:
Es gibt längst äußerst vielversprechende Technologien, um im Kampf gegen den Klimawandel voranzukommen und sogar zu gewinnen – diese werden aber leider noch viel zu wenig eingesetzt!
Aus diesem Grund haben sie sich entschlossen EET zu gründen und selbst einen Beitrag zu leisten.
Mal eben 6.700 kg CO2 sparen – Kobaltfrei
Kraftwerk klingt nach einer recht großen Angelegenheit für den kleinen Balkon der Stadtwohnung. Im Fall von SolMate hat man eine sehr smarte Lösung gewählt. So ist der Akku in ein unaufdringliches und schickes Aluminiumgehäuse integriert. Die Solarpanels wiegen 1,5 Kilogramm und können damit an ziemlich jedem Geländer, jeder Terrasse oder auch am Dach montiert werden. Selbst auf dem Campingplatz oder auf der Almhütte kann mit dem System jeder sein eigenes kleines Stromnetz betreiben.
Das Mini-Kraftwerk erzeugt bis zu 550 Watt, was es ermöglicht, bis zu 25% des Strombedarfs eines durchschnittlichen Haushalts zu decken. Damit spart es laut Hersteller um die 6.700 kg CO2 während seiner gesamten Laufzeit. Das schafft der SolMate übrigens ganz ohne Kobalt, ein umstrittener Rohstoff, da er oft unter menschenunwürdigen Bedingungen abgebaut wird.
Schutz bei Blackout
Experten warnen immer wieder davor, dass größere Stromausfälle zunehmen werden. Doch was passiert bei einem großen Blackout? Man geht davon aus, dass der Staat und wichtige Einsatzkräfte wie das Rote Kreuz intern für solche Fälle einen Plan in der Schublade haben. Allerdings kann eine flächendeckende Versorgung der Bevölkerung bei größeren und längeren Ausfällen nicht sichergestellt werden. Daher rät der Katastrophenschutz, dass man einen Grundstock an Trinkwasser, Nahrung, Kerzen und Batterien Zuhause lagern sollte. Reserven aus Strom und Treibstoffen werden im Ernstfall zuerst Krankenhäusern und Kasernen zur Verfügung stehen. Der Bürger muss sich in diesem Fall selbst helfen.
Hier kann SolMate eine Lösung sein, denn im Gegensatz zu allen anderen marktüblichen Photovoltaik-Systemen für das Eigenheim, kann das System auch in einer solchen Ausnahmesituation das Haus mit dem nötigsten Strom versorgen. Wichtige Dinge wie Licht, Kommunikation (Handy aufladen), Heizungselektronik und Kühlgeräte können so funktionstüchtig bleiben.
Der aktuelle Stand
Autarke Stromgewinnung scheint gefragt zu sein: Das Projekt sammelte auf der Plattform Kickstarter innerhalb von fünf Stunden die avisierte Summe ein, in weiteren 19 Stunden kamen 100.000 Euro zusammen. Seit Herbst 2018 finden nun Feldtests bei TestkundInnen zuhause statt, das Unternehmen will zeitnah in die Serienproduktion gehen. Wer mehr wissen will, findet auf Kickstarter.com die Details zum Projekt und Updates von den Gründern.
Fotos: EET