Im Jahr 1752 führte der amerikanische Forscher und Tausendsassa Benjamin Franklin ein bemerkenswertes Experiment durch: Er ließ während eines Gewitters einen speziell präparierten Drachen steigen, der sich prompt elektrisch auflud und Strom erzeugte. Heute ist umstritten, ob der Versuch tatsächlich so stattgefunden hat – aber die Idee, mit einem Drachen Energie zu generieren, bekommt jetzt eine spannende Renaissance: Das französische Unternehmen Kite Power Solutions (KPS) hat eine Lösung ausgetüftelt, mit großen Flugdrachen aus Wind Strom zu machen.
So funktioniert die Technologie
KPS setzt jeweils zwei Drachen im Gespann ein. Einer der Beiden erzeugt dabei immer Strom. Und das geht so: Die Flugdrachen hängen an einer Turbine. Drache 1 steigt auf bis zu 450 Meter Höhe und fliegt dort eine programmierte Figur, die den Wind optimal aufnimmt. Dadurch entsteht ein Zug an der Spule, die das Fluggerät mit der Turbine verbindet – die kinetische Energie wird in Strom umgewandelt. Anschließend sinkt Drache 1 ein Stück ab und Drache 2 nimmt seinen Betrieb auf. Damit wird kontinuierlich Strom erzeugt.
Zwei Drachen erzeugen Strom für 380 Haushalte
Durch die große Höhe bekommen die Flugdrachen von KPS richtig Power: Laut Hersteller beschleunigen die Fluggeräte auf über 160 km/h. Das soll sie insgesamt effizienter machen als Windräder: Angeblich können zwei Drachen 380 Haushalte mit Strom versorgen. Und: Man kann das System ans Stromnetz anschließen, muss es aber nicht. Theoretisch wäre mit dieser Lösung also eine autarke Energieversorgung möglich. Zudem soll die KPS-Technologie deutlich wartungsfreundlicher sein als Windräder.
Flugdrachen-Testlauf in Schottland
Seit 2011 arbeiten die Ingenieure von KPS an der Drachen-Technologie. Aktuell läuft ein Pilot-Projekt in Schottland, das 40 kW produziert. Wenn der Test erfolgreich läuft, sollen bald deutlich mehr Flugdrachen Energie produzieren: Noch 2019 soll ein Prototyp entstehen, der bis zu 500 kW erzeugen kann. Zu den Unterstützern von KPS gehören unter anderem Shell und E.on. Doch die Franzosen sind nicht die Einzigen, die Strom mit Flugdrachen machen wollen: Neben anderen internationalen Unternehmen arbeitet auch die SkySails Power GmbH an einer entsprechenden Technologie. Wir dürfen also gespannt sein, wer den Luftkampf um den Strom gewinnt.
Mehr Informationen zum System gibt es auf: http://www.kps.energy.