Startup aus München entwickelt Virus gegen Krebs

Ein Spin-off der TU München bringt Bewegung in die Immuntherapie – mit einem therapeutischen Virus, das Tumorzellen miteinander verschmelzen lässt, bis sie regelrecht explodieren. Der erste Einsatz ist gegen Leberkrebs geplant.

Was passiert, wenn sich wissenschaftlicher Pioniergeist mit unternehmerischem Mut verbindet? Im Fall von Fusix Biotech könnte die Antwort lebensrettend sein. Das Münchner Biotech-Startup, eine Ausgründung der Technischen Universität München (TUM), entwickelt eine völlig neue Form der Immuntherapie – mit einem therapeutischen Virus, das gezielt Tumorzellen zerstört und das Immunsystem gegen den Krebs mobilisiert.

Zellfusion statt Zellgifte

Der Ansatz klingt spektakulär: Das Fusix-Virus zwingt Tumorzellen dazu, ein bestimmtes Protein auf ihrer Oberfläche auszubilden. Dieses Protein löst bei benachbarten Zellen einen Fusionsbefehl aus – die Zellen verschmelzen miteinander, bis das entstehende Gebilde unter der eigenen Masse kollabiert. Dabei werden Zellbestandteile freigesetzt, die das Immunsystem alarmieren und eine Abwehrreaktion gegen die verbliebenen Krebszellen einleiten.

„Krebs ist kein natürlicher Wirt für Viren – also war es unwahrscheinlich, in der Natur das perfekte therapeutische Virus zu finden. Deshalb haben wir eines konstruiert“ erklärt PD Dr. Jennifer Altomonte, Mitgründerin und wissenschaftlicher Kopf hinter Fusix. Die Medizinerin entwickelte den Therapieansatz an der TUM-Klinik für Innere Medizin II – und entschied sich 2022, gemeinsam mit drei Mitstreitenden ein eigenes Unternehmen zu gründen.

Mitgründerin Dr. Teresa Krabbe, Mikrobiologe Prof. Markus Gerhard und Vektor-Experte Dr. Marian Wiegand bringen dabei komplementäre Expertise in Forschung, Entwicklung und Produktion mit.

Zwei Tier-Viren, ein Ziel

Wenn die Natur kein perfektes Krebstherapie-Virus bereithält, musste ein eigenes her: Es basiert auf zwei Tier-Viren, von denen eines sich besonders schnell in Gewebe vermehrt, während das andere die Zellfusion auslöst. In präklinischen Tests konnte gezeigt werden, dass das Virus ausschließlich Tumorzellen befällt – normale Zellen bleiben verschont. Schon geringe Mengen des Virus reichten aus, um die Krebszellen effektiv zu vernichten.

Vom Labor auf die Messebühne

Unterstützt durch ein EXIST-Forschungstransfer-Stipendium und den M4-Award des bayerischen Wirtschaftsministeriums, erhielt Fusix Zugang zur Hightech-Infrastruktur der TUM und wurde im TUM Venture Lab Healthcare gefördert. Nun steht das Team kurz vor dem Übergang in die klinische Testphase. Geplant sind erste Studien an Patient:innen mit Leberkrebs – sobald die GMP-konforme Produktion gesichert ist.

Ihr innovativer Ansatz verschafft Fusix auch internationale Sichtbarkeit: Am 17. Juni 2025 tritt das Team auf der HLTH Europe in Amsterdam im Finale des renommierten EIT Health Catapult-Wettbewerbs an – als eines von drei vielversprechenden europäischen Life-Science-Start-ups.

Fazit: Virus gegen Krebs – made in München

Fusix Biotech zeigt, wie medizinische Forschung in unternehmerische Praxis überführt werden kann – mit Potenzial, den Kampf gegen schwer therapierbare Krebserkrankungen neu zu definieren.

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