Das tschechische Investmenthaus Aspire11 hat den Start seines ersten, von Pensionsfonds unterstützten Fonds bekanntgegeben. Mit einem Volumen von 500 Millionen Euro will die Gesellschaft Kapital aus europäischen Pensionsfonds in Wachstumsunternehmen und Venture-Capital-Fonds lenken.
Geführt wird der Fonds von Pavel Mucha, einem erfahrenen VC-Investor aus Mittel- und Osteuropa. Mucha war zuvor Mitgründer von KAYA VC und der Venture-Debt-Firma Orbit Capital und investierte in Unternehmen wie Rohlik Gruppe, Mews, Booksy und DocPlanner.
Rentner sollen von VC-Renditen profitieren
Aspire11 verfolgt das Ziel, „ungenutztes Pensionskapital aktivieren und es mit VCs und Gründern zusammenbringen, die langfristig denken“, so Gründer Mucha. Die Grundlage bildet das kanadische „Maple Model“, bei dem Pensionsfonds ihr Kapital langfristig in verschiedene Anlageklassen investieren.
Derzeit fließen in Europa lediglich 0,02 % der Rentengelder in wachstumsstarke Start-ups – deutlich weniger als in den USA, wo es fast zwei Prozent sind. Eine Aspire11-Analyse zeigt: Bereits die Umlenkung von 1 % der europäischen Pensionsfonds würde 87 Milliarden Euro für Investitionen freisetzen. Über zehn Jahre könnten so mehr als 1,1 Billionen Euro in die europäische Wirtschaft fließen.
Zwei-Strategien-Ansatz: „Tribes“ und „Eternals“
Das Konzept des Fonds setzt auf einen sogenannten „Barbell-Ansatz“. Unter „Tribes“ fördert Aspire11 junge VC-Investoren, die Start-ups in zukunftsweisenden Technologien unterstützen. „Eternals“ ist auf Unternehmen ausgerichtet, die über 20 Jahre und länger begleitet werden, um generationenübergreifenden Wert zu schaffen.
Unterstützt wird Mucha von Tülin Tokatli, die zuvor beim Europäischen Investitionsfonds (EIF) tätig war und das Tribes-Portfolio aufbauen soll.
Kooperation mit Rentea
Ein erster Partner ist die Pensionsgesellschaft Rentea, die zur tschechischen Partners Group gehört. Diese verwaltet rund 7 Milliarden Euro und betreut zwei Millionen Kunden in vier europäischen Ländern.
Mucha sieht im neuen Fonds einen überfälligen Schritt für den europäischen Markt:
„Europas Privatmärkte waren jahrelang zu schwach, ihr Fortschritt quälend langsam. Unternehmer suchten verzweifelt nach geduldigem, langfristigem Kapital aus Europa, um groß aufzubauen. VC-Investoren wiederum mussten Liquidität im Ausland suchen. Der Unterschied zu den tiefen, reifen nordamerikanischen Märkten war unübersehbar – und längst überfällig für eine Veränderung.“
Hintergrund
Internationale Vergleiche zeigen, dass europäische Pensionsfonds in puncto Performance zurückliegen. Laut OECD erzielten Fonds in Kanada und den USA in den vergangenen zehn Jahren durchschnittlich 6–9 % Rendite pro Jahr – unter anderem, weil sie 10–30 % ihrer Gelder in private Märkte investierten. In Europa liegt dieser Anteil nahe null.
Europäische Tech-Scale-ups wie DeepL, Klarna oder Taxfix wurden daher in der Vergangenheit vor allem von nicht-europäischen Pensions- und Staatsfonds finanziert. Aspire11 will diesen Trend durchbrechen und europäisches Kapital stärker in die heimische Start-up-Landschaft lenken.