eleQtron: Erster in Deutschland entwickelter Quantencomputer kommt aus Siegen

Während IBM, Google und Microsoft Milliarden in Quantencomputing investieren, kommt der erste voll in Deutschland entwickelte Quantencomputer aus der Universitätsstadt Siegen.

Das Deep-Tech-Startup eleQtron hat geschafft, was viele für Science-Fiction hielten: Die Siegener haben den ersten in Deutschland entwickelten Quantencomputer-Demonstrator gebaut und bereits funktionierende Geräte ausgeliefert. Dies gilt als Meilenstein für die europäische Technologielandschaft – und ist auch ein Fingerzeig für die digitale Souveränität Europas.

Vom Uni-Labor zum Vorreiter der Quantenindustrie

eleQtron entstand 2020 als Ausgründung der Universität Siegen. Das Gründerteam um Prof. Dr. Christof Wunderlich (CSO), Dr. Michael Johanning (CTO) und Jan Henrik Leisse (CEO) kombiniert jahrzehntelange Spitzenforschung mit unternehmerischem Weitblick. Ihr Ziel: Quantencomputer aus dem Laborstatus zu holen und marktfähig zu machen.

Das Besondere dabei ist die eigene MAGIC-Technologie (Magnetic Gradient Induced Coupling). Im Gegensatz zu den meisten Wettbewerbern steuert eleQtron seine Ionen-Qubits nicht mit Lasern, sondern mit Mikrowellen. Der Vorteil: Die Qubits lassen sich so besser von äußeren Störungen abschirmen und präziser kontrollieren – eine der zentralen Herausforderungen im Quantencomputing.

„Unsere Modelle übertreffen in den entscheidenden Kennzahlen die internationale Konkurrenz um Längen“, sagt Wunderlich. Tatsächlich ist eleQtron weltweit führend in der Steuerung von Ionen-Qubits mit Hochfrequenzwellen.

eleQtron Team
Das eleQtron-Team (Foto: sichtplan)

Quantenpower made in Germany: Erste Kunden, erste Auslieferungen

2024 wurde der erste Quantencomputer-Demonstrator von Bundeskanzler Olaf Scholz persönlich eingeweiht. Mittlerweile hat eleQtron bereits frei programmierbare Quantencomputer an Kunden ausgeliefert – darunter das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und das Forschungszentrum Jülich, mit Auftragsvolumina im zweistelligen Millionenbereich.

„Wir stehen an der Schwelle zur industriellen Nutzung von Quantencomputern – und unsere Technologie ist bereit. Wer heute investiert, gestaltet die Geschäftsmodelle von morgen“, sagt CEO Jan Henrik Leisse.

Insgesamt konnte eleQtron bisher rund 50 Millionen Euro an Finanzmitteln einwerben, darunter von Investoren wie Earlybird, dem Siegerlandfonds und öffentlichen Förderprogrammen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Auch der European Innovation Council unterstützt eleQtron – in einer der härtesten Auswahlrunden überhaupt.

Mehr als nur Rechenpower: Warum Quantencomputer wirtschaftlich relevant sind

Quantencomputer versprechen, Probleme zu lösen, die klassische Supercomputer auch in Tausenden von Jahren nicht bewältigen könnten. Das betrifft nicht nur exotische Szenarien aus der Physik, sondern handfeste wirtschaftliche Anwendungsfelder:

  • Materialforschung & neue Werkstoffe
  • Optimierung von Logistik & Supply Chains
  • Risikomanagement im Finanzwesen
  • Individualisierte Medizin & Wirkstoffentwicklung
  • Effiziente Such- & Verschlüsselungsalgorithmen

„Quantencomputer läuten einen Paradigmenwechsel in der Informationsverarbeitung ein. Die disruptive Kraft ist enorm und um ein Vielfaches höher als wir es von aktuellen KI-Anwendungen kennen“, betont Leisse.

Europas Chance auf technologische Souveränität

eleQtron ist damit mehr als ein Start-up-Erfolg: Es ist ein Baustein europäischer Technologiesouveränität. Während die USA und China den Markt dominieren, zeigt das Unternehmen aus dem Siegerland, dass auch in Deutschland Innovationen auf Weltklasseniveau entstehen können.

„Es ist wichtig, dass mit eleQtron ein Startup aus Deutschland bei dieser Zukunftstechnologie an vorderster Stelle mit dabei ist“, sagt Leisse.

Ausblick: Mit Vollgas Richtung industrielle Quantenrechner

Der Weg von der Forschung zum industriellen Produkt ist für Quantencomputer lang und teuer. Doch eleQtron hat bewiesen, dass es möglich ist. Der Fokus liegt nun auf der Skalierung der Technologie und der Weiterentwicklung in Richtung spezifischer industrieller Anwendungen.

Mit rund 70 Mitarbeitenden arbeitet eleQtron an den nächsten Meilensteinen.

Foto Titel: sichtplan

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