Das Corona-Virus hat eklatante Lücken im Gesundheitswesen offenbart. War es schon in der Vergangenheit schwierig, kurzfristig einen Therapieplatz zu bekommen, ist es mittlerweile nahezu unmöglich. Dabei wäre ein Mehr an Angeboten dringend geboten, denn die Nachfrage ist so hoch wie nie. Um diesem Missstand etwas entgegenzuhalten, setzt die Konstanzer Psychoanalytikerin Inge Missmahl auf die Digitalisierung. Mit MY SEVEN STEPS hat sie ein Start Up gegründet, das Betroffenen psychischer Beschwerden von zuhause aus schnell und niederschwellig Abhilfe bieten möchte.
Wie funktioniert MY SEVEN STEPS?
In einem siebenstufigen Prozess verhilft das Start Up Menschen mit akuten psychischen Problemen wie Depressionen, Angst, Traumata und Überforderung zu einer Kurzzeittherapie. Dafür verschaffen sich studierte und Dekra-zertifizierte Psycholog:innen einen Überblick über die Situation, um Nutzer:innen das bestmögliche Therapieangebot machen zu können. Sitzungen werden über das Portal gebucht und online über Webcam abgehalten. Die Behandlung funktioniert nach den Maßstäben des Value Based Counseling. Darunter wird ein psychodynamischer Ansatz verstanden, der tiefenpsychologisch fundiert ist. „Wir setzen auf einen Dialog auf Augenhöhe, damit unsere Klienten rasch ihre Selbstwirksamkeit wiederherstellen können und sich als sinnvoll handelnd erleben.“, so Inge Missmahl. Eigene Stärken und Ressourcen sollen mobilisiert werden, um wieder selbsthandelnd und selbstentscheidend den eigenen Alltag bestreiten zu können. Entwickelt wurde diese Behandlungsform von der Gründerin und Geschäftsführerin im Kontext psychischer Gesundheit in Krisengebieten wie Afghanistan. Im Fokus stand dabei die Gewährleistung von schneller und hürdenarmer Hilfe. Mittlerweile wurden nach Angaben von MY SEVEN STEPS im Rahmen humanitärer Arbeit mehr als 400.000 Menschen erfolgreich unterstützt. Allein in Afghanistan sind 100.000 Fälle dokumentiert, in denen eine 70%-ige Verbesserung der Symptomatik festzustellen war. Insgesamt blickt Missmahl auf 15 Jahre internationale Erfahrung mit dieser Therapieform zurück. Behandlungen werden aktuell auf Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Griechisch, Arabisch, Dari/Farsi, Türkisch, Hindi und Russisch durchgeführt. Wartezeiten gibt es keine. Patient:innen können sich ihre Psycholog:innen auf Basis von Vorschlägen durch MY SEVEN STEPS selbst aussuchen. Wissenschaftliche Fundierung erhielt Value Based Counseling im Rahmen kontrollierter und randomisierter Studien durch die Universität Konstanz und die Berliner Charité. Signifikante Verbesserungen sollen in drei bis fünf Sitzungen erreicht werden, für die drei bis sechs Wochen angedacht seien. Um die Qualität des Counselings durchgängig hochzuhalten, nehmen die Psycholog:innen regelmäßig an Fortbildungen, Interventionsgruppen und Supervision teil. So soll die optimale Versorgung der Patient:innen gewährleistet werden.
Was kostet das Counseling?
Es kann zwischen drei unterschiedlichen Alternativen gewählt werden. Die erste ist eine persönliche Einzelsitzung mit einem Umfang von circa 45 Minuten. Hierfür werden 95,00 Euro veranschlagt. Bucht man drei persönliche Einzelsitzungen, kostet die Behandlung 265,00 Euro. 495,00 Euro bezahlen Patient:innen, die je nach Bedarf über drei Monate hinweg regelmäßig Therapiestunden buchen möchten. In diesem Paket kann je nach Bedarf in den ersten vier Wochen eine Sitzung pro Woche und danach eine Sitzung alle zwei Wochen wahrgenommen werden. Die Kasse übernimmt das Angebot aktuell noch nicht. Eine Zusammenarbeit mit kassenärztlichen Kostenträger:innen wird aber zurzeit angestrebt, wie Geschäftsführer Dr. Ralph Grobecker erklärt. Das Erstgespräch ist unverbindlich und kostenlos.
Mehr Informationen findet ihr unter www.my7steps.org.