Früher, globaler, schlanker: Studie zeigt, wie europäische Start-ups den US-Markt erobern

Index Ventures veröffentlicht Leitfaden zur transatlantischen Expansion – und spannende Zahlen zu einem Strategiewandel im Startup-Ökosystem

Was früher ein Meilenstein für reife Start-ups war, ist heute Teil der Gründungs-DNA: Europäische Start-ups denken global – und das oft schon ab Tag eins. Das zeigt die neue Studie „Winning in the US“, die vom renommierten Venture Capital-Geber Index Ventures gemeinsam mit dem Buch Born Global veröffentlicht wurde.

Der Kerngedanke: Internationale Expansion ist kein Ziel mehr, sondern Ausgangspunkt.

64 % gehen schon in der Frühphase in die USA

Die Datenlage ist klar: 64 % der befragten europäischen Start-ups expandieren bereits in der Pre-Seed- oder Seed-Phase in die USA – 2015 bis 2019 lag dieser Wert noch bei 33 %. Haupttreiber für diesen Schritt ist nicht etwa das Kapital, sondern der Zugang zu zahlungsbereiten Kund*innen. 76 % der Gründer*innen nennen Umsatzpotenzial als wichtigstes Motiv für den Schritt über den Atlantik.

US-Kund*innen seien technologieoffener, investitionsfreudiger und schneller in Entscheidungen – ein Kontrast zu vielen europäischen Märkten, so das Fazit.

Neue Expansions-Typen: Nicht jede Skalierung folgt dem gleichen Muster

Die Studie identifiziert fünf Archetypen der Expansion:

  1. Magnet – Frühe Fokussierung auf den US-Markt (z. B. UiPath)
  2. Anchor – Starker Heimatmarkt mit gezielter US-Präsenz (z. B. Revolut)
  3. Pendulum – Balance zwischen beiden Märkten (z. B. Miro)
  4. Telescope – Fokus auf US-Kundschaft ohne Präsenz (z. B. Supercell)
  5. Transplant – US-Gründung mit europäischen Wurzeln (z. B. Stripe)

Ein interaktives Tool namens ExpansionPlan hilft Start-ups, ihren Typ zu bestimmen.

KI als Effizienz-Booster – und Europas Tech-Talent als Trumpf

Die Studie liefert auch überraschende Effizienzmetriken: Dank KI und Remote-Arbeit schaffen es Start-ups heute, mit 20 % weniger Mitarbeitenden dieselben Umsatzziele zu erreichen wie früher.

Der Engineering-Kern bleibt dabei oft in Europa. Nur 10 % der Entwicklerteams sitzen in den USA – eine Verdopplung gegenüber vor fünf Jahren, aber noch weit entfernt von einer vollständigen Verlagerung.

Katharina Wilhelm von Index Ventures bringt es auf den Punkt:

„Europa ist eine Talentmaschine – gerade im KI-Bereich. Der neue Wettbewerbsvorteil liegt in Effizienz, nicht in Größe.“

USA bleiben zentral – Bay Area ist wieder top

Trotz Remote-Trends zieht es viele Tech-Start-ups weiterhin ins Silicon Valley: 46 % der Expansionswilligen wählten zwischen 2020 und 2024 die Bay Area – im Vergleich zu 28 % in den fünf Jahren davor. Auch New York gewinnt wegen Zeitzone und Nähe zu Enterprise-Kund*innen an Relevanz.

Fazit: Born Global ist mehr als ein Buzzword

Was die neue Index-Studie dokumentiert, ist ein strategisches Umdenken im europäischen Startup-Ökosystem. Globale Märkte werden nicht mehr später „mitgenommen“, sondern aktiv von Anfang an eingeplant.

Erfahrene Gründer wie Ilkka Paananen (Supercell) oder Ami Luttwak (Wiz) bestätigen:
Globales Wachstum ist heute nicht mehr Entweder-oder, sondern eine Frage der Agilität – und der richtigen Ressourcen zur richtigen Zeit.

Das Buch Winning in the US steht als kostenfreier Download zur Verfügung: indexventures.com/index-press

Es ist Teil der Index Press-Reihe, die praxisnahe Ressourcen für Gründer*innen bereitstellt.

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