In einer Welt, in der Stress, Ängste und Einsamkeit immer präsentere Begleiter des Alltags werden, bietet das Startup Aury einen innovativen Ansatz zur emotionalen Entlastung: Eine KI, mit der Menschen ihre Sorgen teilen können.
Hinter dem Projekt steht ein erfahrenes Team aus Berlin, das mit seiner Technologie Brücken zwischen technologischem Fortschritt und emotionaler Unterstützung schlagen möchte. Doch was ist Aury genau, wie funktioniert die KI und welche Risiken bringt die Nutzung mit sich? Wir haben mit Mitgründer Maximilian Rank über das Projekt gesprochen.
Einfacher Zugang via WhatsApp
Aury adressiert eine Vielzahl an Problemen: von schlechten Gefühlen und Sorgen über Konflikte und Stress bis hin zu Einsamkeit. Die Nutzung erfolgt derzeit über WhatsApp – eine bewusste Entscheidung, wie Maximilian Rank erklärt.
Viele Nutzer:innen empfinden andere Plattformen oder Apps als zusätzliche Barriere. WhatsApp ist für viele ein Standard-Tool, vor allem in den USA, wo Aury gestartet ist.
Maximilian Rank, Conversational Design
Nachrichten sind Ende-zu-Ende verschlüsselt, sodass nur Sender und Aury Zugriff auf die Inhalte haben. Trotz dieser Sicherheitsvorkehrungen bleibt die Tatsache bestehen, dass WhatsApp-Daten in den USA verarbeitet werden – ein potenzieller Kritikpunkt, den das Team durch die Entwicklung einer zusätzlichen Web-Anwendung adressieren möchte.
Eine KI mit Herz und System
Technologisch basiert Aury auf einer selbst entwickelten Orchestrierungssoftware, die verschiedene Sprachmodelle, darunter OpenAI, integriert.
Unser Ziel ist es, die besten Technologien sicher und zielgerichtet einzusetzen. Wir arbeiten zudem daran, ein eigenes Sprachmodell zu hosten und zu trainieren
Robert Wasenmüller, CTO
Anders als viele KI-Anwendungen nutzt Aury keine Nutzerdaten für das Training seiner Modelle. Stattdessen fließt das Wissen eines interdisziplinären Teams aus klinischen Psychologen in die Entwicklung ein. Dieser Ansatz kombiniert verschiedene therapeutische Ansätze, darunter Verhaltenstherapie und systemische Therapie.
Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal von Aury ist sein eigenes Framework, das schwerwiegende psychische Erkrankungen, geplante Gewaltakte oder Jugendschutzverstöße erkennen und die Nutzung im Ernstfall unterbinden kann. Stattdessen verweist die KI Nutzer:innen an Krisendienste oder die Telefonseelsorge.
Eine Beispiel-Konversation auf Aury
Die Zielgruppe: Digital-affine Menschen mit Bedarf nach Unterstützung
Aury richtet sich an eine breite Zielgruppe, fokussiert jedoch besonders Menschen zwischen 25 und 45 Jahren. Diese Altersgruppe zeichnet sich durch eine hohe digitale Affinität aus und ist gleichzeitig oft besonders belastet durch berufliche und private Herausforderungen. Bisher ist die Nutzung kostenfrei. Sollte Aury monetarisiert werden, verfolgt das Unternehmen ein Modell, das die Kosten für Nutzer:innen niedrig oder sogar bei null hält. Es gibt zudem Überlegungen, in wie weit der Service auch ein echtes Medizinprodukt sein kann, womit die Krankenkassen in die Finanzierung eingebunden werden könnten. So weit aber ist man noch nicht.
Chancen und Risiken
Die Idee hinter Aury klingt gut: Eine niedrigschwellige, sofort verfügbare Unterstützung für emotionale Belastungen, die mit menschlicher Expertise kombiniert wird. Doch wie bei jeder technologischen Innovation gibt es auch hier Herausforderungen. Datenschutz bleibt ein sensibles Thema, vor allem im Zusammenhang mit der Nutzung von WhatsApp. Die Betreiber reagieren darauf mit Transparenz und der Entwicklung alternativer Nutzungsmöglichkeiten.
Auch die technologischen Grenzen der KI müssen bedacht werden. Während Aury für leichtere Sorgen eine wertvolle Hilfe sein kann, ist sie kein Ersatz für professionelle psychotherapeutische Behandlung. Die Integration von Sicherheitsmechanismen zeigt jedoch, dass das Unternehmen sich dieser Verantwortung bewusst ist.
Wir wollen, dass Menschen in erster Linie mit Menschen reden. Für diejenigen, die das nicht können oder wollen, gibt es Aury. Es ist kein Ersatz für menschlichen Kontakt, sondern eine gute Ergänzung
Saskia Fester, Psychologin
Ein Blick in die Zukunft
Aury steht noch am Anfang seiner Entwicklung, doch die Vision des Teams ist klar: einen vollumfänglichen KI-Therapeuten zu erschaffen und so Menschen auf der ganzen Welt emotional unterstützen zu können. Bis dahin bleibt die Plattform ein spannendes Experiment, das zeigt, wie Technologie und Menschlichkeit Hand in Hand gehen können. Mitgründer Maximilian Rank bringt es auf den Punkt:
Wir bauen eine Brücke für diejenigen, die sich nicht trauen oder nicht die Möglichkeit haben, mit anderen Menschen über ihre Probleme zu sprechen.
Maximilian Rank, Conversational Design
Autor: Rico-Thore Kauert