Künstliche Intelligenz kennen wir inzwischen in vielen Lebensbereichen. Siri versteht unsere Wünsche, Facebook weiß ob wir schwanger sind und Kameras erkennen Verkehrszeichen und Gesichter. Bei heißeren Themen gibt es jedoch noch Potential. So erkennen die Systeme bisher Glut und Feuer nicht ausreichend gut, zu unterschiedlich sind die Ausprägungen von Feuer. Ein Startup aus dem Allgäu jedoch hat genau diese Technologie nun entwickelt und will damit Feuerschäden zu einem Problem der Vergangenheit machen.
Rauchmelder sind nützlich – aber nicht intelligent
Feuer erkennen und löschen – was Menschen nach kurzer Zeit beherrschen, fällt Maschinen bis heute sehr schwer. Rauchmelder sind inzwischen in vielen Wohnungen Pflicht und retten täglich Leben. Aber bis ein Rauchmelder einen Brand erkannt hat, steht oft schon der halbe Raum in Flammen, Systeme mit Hitzeerkennung brauchen erst höhere Temperaturen, um einen Brand zu erkennen.
Sprinkleranlagen löschen autark, allerdings ist hier der Wasserschaden in der Regel immens, weil die Anlagen wenig zielgerichtet arbeiten. Dadurch steigen die Ausgaben der deutschen Versicherer für Feuerschäden konstant an; zuletzt wurden 1,2 Milliarden Euro im Jahr ausgeschüttet. Schlimmer aber: Über 6.000 Menschen wurden durch Feuer und Rauch verletzt. Dabei könnte ein intelligentes System Feuer bereits im Keim ersticken, so wie es auch ein Mensch kann.
Video: So funktioniert der Feuerlösch-Roboter
“Im Kern muss ein Computer in der Lage sein, ein Feuer zu sehen, so wie wir auch”, erklärt Stanislav Malorodov von Guardian Technologies. Dafür brauche es eine Kamera und eine Software, die eine Flamme oder Glut erkennen kann. “Dann ist das Löschen quasi Formsache, weil ein solches System den Brand im Raum genau lokalisieren und einfach mit einem entsprechenden Mittel ersticken kann”, ergänzt Jack Bolz-Mendel.
Die Lösung: Digitale Branderkennung
Doch wie kann ein Computer zuverlässig die verschiedenen Formen von Feuer erkennen? “Wir verwenden dafür einen eigenen Sensor, der im Nahinfrarotbereich arbeitet und der den gesamten Raum hochauflösend abdeckt”, erklärt Bolz-Mendel. Das Bild, das dieser Sensor liefert, gleicht ungefähr dem einer Wärmebildkamera, ist allerdings viel präziser. “Außerdem ist die Technologie günstiger”, so Malorodov. Sobald ein Feuer entsteht, taucht es auf dem Bild klar auf und kann gelöscht werden.
“Zunächst muss die KI verifizieren, ob es sich dabei wirklich um einen Brand handelt – und nicht um eine Täuschung oder ein Teelicht – und dafür muss es trainiert werden”, beschreibt Bolz-Mendel den Prozess. Wie jede künstliche Intelligenz lernt das System anhand verschiedener Parameter, um welche Art von Brand es sich handelt. “Dabei können natürlich auch Regeln festgelegt werden”, erklären die Gründer. In einem Labor beispielsweise kann das System rigoros jedes Feuer erkennen und löschen – in den eigenen vier Wänden soll der Kamin aber trotzdem weiter brennen dürfen.
Das System ist bald serienreif
Das neue System wurde über vier Jahre entwickelt und hat die Prototypenphase bereits verlassen. “Wir bereiten jetzt die Finalisierung des Systems und die Zulassung als Sonderlöschanlage vor und werden diese auch erfolgreich bestehen”, so die Gründer. Außerdem bestehe reges Interesse von klassischen Brandschutz-Herstellern. “Es wird nicht mehr lange dauern, bis sicherer Brandschutz durch KI für jeden Menschen erhältlich und erschwinglich sein wird”, versprechen Bolz-Mendel und Stanislav Malorodov.
Die größte Stärke des System wird im Bestandsschutz sein, um hier durch die Einfachheit des Systems Mängel einfach, schnell und vergleichsweise kostengünstig beseitigen zu können und nachhaltig Kosten zu senken. Erste Projekte seien wohl schon in wenigen Monaten umsetzbar.