Healthcare-Startups stehen vor einzigartigen Herausforderungen: Strenge Regulierungen, hohe Kosten und lange Entwicklungszeiten machen traditionelle Finanzierungswege oft unzureichend. Mathias Klozenbücher, Managing Director Venture Capital im Bereich Healthcare & Life Sciences bei FCF Fox Corporate Finance GmbH, gibt spannende Einblicke in die Strategien, die Gründer erfolgreich machen – von spezialisierten Investoren bis hin zu strategischen Partnerschaften.
Ein Interview mit Mathias Klozenbücher, Managing Director Helathcare & Life Sciences bei dem Finanzierungsspezialisten FCF Fox Corporate Finance GmbH
Was unterscheidet Ihrer Meinung nach die Finanzierung von Healthcare- und Life-Sciences-Startups grundlegend von anderen Branchen, und welche spezifischen Herausforderungen ergeben sich daraus?
Die Finanzierung von Healthcare- und Life-Sciences-Startups unterscheidet sich maßgeblich durch die langen Entwicklungszyklen, die enormen Kosten und die hohen regulatorischen Anforderungen. Anders als in Branchen wie Software oder E-Commerce, wo Produkte oft innerhalb weniger Monate marktfähig sind, können Therapieentwicklungen bei BioTech- oder Pharmaunternehmen 10 Jahre plus verschlingen mit Kosten über EUR 2 Milliarden bis zur Marktzulassung vergehen. Das erfordert potente Investoren mit langem Atem. Speziell späte Phase III Entwicklungen können mehrere hundert Millionen Euro kosten und sind oft nur durch große Strategen- oder Börsengänge finanzierbar.
Welche Finanzierungsmodelle und -strategien sind für BioTech- und Healthcare-Startups besonders geeignet, um die oft langwierigen Forschungs- und Entwicklungsphasen zu überbrücken?
Meilenstein-basierte Finanzierung ist eines der effektivsten Modelle, da sie es ermöglicht, Kapital gestaffelt und gezielt nach Erreichen bestimmter Entwicklungsziele bereitzustellen. Ein weiteres Beispiel sind Partnerschaften mit Pharmaunternehmen, bei denen Startups Lizenzzahlungen oder Co-Entwicklungsbudgets erhalten, wie etwa beim Erfolg von Moderna in den frühen Entwicklungsphasen. Fördermittel von nationalen oder europäischen Programmen, wie Horizon Europe, können ebenfalls eine wichtige Brücke schlagen. Zudem nutzen viele Startups hybride Finanzierungsmodelle, bei denen Eigenkapital durch nicht-dilutive Fördermittel ergänzt wird.
Inwiefern können Investmentbanken oder spezialisierte Finanzierungsberater wie FCF bei der Kapitalbeschaffung im Healthcare-Sektor unterstützen, und welche Mehrwerte bieten sie über reines Kapital hinaus?
Investmentbanken wie FCF bieten weit mehr als nur Kapitalbeschaffung. Wir helfen Startups, ihre Finanzierungsstrategien an den spezifischen Anforderungen der Branche auszurichten. Das beginnt mit der Identifikation der richtigen Investoren, der Erstellung der auf die Investoren zugeschnittenen Pitch Materialien sowie der Erstellung eines langfristigen Business Plans und eines belastbarem Financial Models. FCF bietet einen direkten Zugang zu spezialisierten Venture-Capital-Fonds und Family Offices bis hin zu strategischen Partnern aus der Industrie.
Darüber hinaus unterstützen wir bei der Strukturierung der Finanzierungsrunden, der Vorbereitung auf Due-Diligence-Prozesse und der Verhandlung von Investorenvereinbarungen, US-Markteintritt und Zulassung bis hin zum Börsengang. Ein weiterer Mehrwert ist unser umfangreiches Netzwerk, das Startups mit potenziellen Partnern, Beratern und Marktakteuren verbindet, um deren Wachstum zu beschleunigen.
Welche Kriterien und Kennzahlen sind für Investoren im Healthcare- und Life-Sciences-Bereich besonders entscheidend, und wie können Startups diese Anforderungen bestmöglich erfüllen?
Investoren legen großen Wert auf wissenschaftliche Validierung, potenzielle Co-Investoren, regulatorische Umsetzbarkeit und die Größe des adressierbaren Marktes. Zu den wichtigsten Kennzahlen gehören die Entwicklungsfortschritte (z. B. erfolgreiche präklinische oder klinische Studien), die Kapitalrendite (ROI), der Wettbewerb sowie die potenziellen Marktanteile nach der Zulassung. Startups sollten zudem ein erfahrenes Management-Team vorweisen, das sowohl wissenschaftliche als auch unternehmerische Expertise kombiniert. Zusammengefasst muss eine Firma, ähnlich wie in anderen Segmenten, durch Team, Produkt, Entwicklung, Vision aber auch der richtigen Partnerstrategie überzeugen.
Wie sollten junge Unternehmen im BioTech- und Healthcare-Bereich ihre Strategie gestalten, um sowohl kurzfristige Meilensteine als auch langfristige Forschungsziele erfolgreich zu finanzieren?
Eine klare Priorisierung von Meilensteinen ist essenziell. Kurzfristig sollten sich Startups auf Zwischenschritte wie Proof-of-Concept-Studien oder präklinische Tests konzentrieren, die Investoren von der Machbarkeit des Projekts überzeugen. Gleichzeitig ist es wichtig, eine langfristige Vision zu entwickeln, die den Markteintritt und die Kommerzialisierung detailliert skizziert. Eine durchdachte Finanzierungsstrategie könnte so aussehen: Zunächst Fördermittel und Seed-Kapital z.B. von Family Offices für die präklinische Phase nutzen, danach Venture Capital für klinische Studien einwerben und letztlich strategische Partnerschaften für die Kommerzialisierung eingehen. Ein Beispiel hierfür ist das Startup CureVac, das frühzeitig auf strategische Investoren gesetzt hat, um sowohl kurzfristige wie auch langfristige Ziele zu erreichen.